Mit "Sachsen Digital" - der Digitalisierungstrategie - hat der Freistaat Sachsen 2016 einen gesellschaftlichen Dialog zur digitalen Zukunft des Landes angestoßen. Seitdem bietet das "forum sachsen digital" eine Plattform, damit sich Experten, Wissenschaftler und Multiplikatoren über Fragen der Digitalisierung austauschen können.

Beim diesjährigen Forum am 26.11.2018 wurde das Lernspiel "Stress-Rekord" im Rahmen eines Workshops zum Thema Serious Games/Gamification in der Weiterbildung und Personalarbeit vorgestellt.

Die bislang umfangreichste repräsentative Befragung von Erwerbstätigen zur Belastung und Beanspruchung durch Arbeit mit digitalen Technologien

25- bis 34-Jährige sind digital gestresster als andere Altersgruppen. Das ist nicht die einzige Überraschung der mit 2.640 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bislang größten und umfassendsten Studie zum Thema „Digitaler Stress in Deutschland“. Von Autorinnen und Autoren der Universität Augsburg unter der Leitung von Prof. Dr. Henner Gimpel und in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer Projektgruppe Wirtschaftsinformatik erarbeitet, steht diese von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie jetzt frei zum Download zur Verfügung.

© alphaspirit – stock.adobe.com

„Unsere über Branchen und Bundesländer hinweg repräsentative Studie“, erläutert der Wirtschaftsingenieur Henner Gimpel, der als Mitglied des Zentrums für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) der Universität Augsburg Empfänger der Böckler-Fördermittel war, „beschäftigt sich mit der voranschreitenden Digitalisierung und dem aus ihr resultierenden veränderten Belastungs- und Beanspruchungsprofil am Arbeitsplatz. Häufig wissen die Erwerbstätigen damit nicht oder nur unzureichend umzugehen. Die Folge: Digitaler Stress.“

Zunahme gesundheitlicher Beschwerden und Verringerung der Leistungsfähigkeit

Digitaler Stress ist ein Phänomen bzw. Problem, das über alle Regionen, Branchen, Tätigkeitsarten und individuellen demographischen Faktoren hinweg feststellbar ist. Die Studie zeigt, dass übermäßiger digitaler Stress mit einer deutlichen Zunahme gesundheitlicher Beschwerden einhergeht. So leidet mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich einem hohen digitalen Stress ausgesetzt sehen, unter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und allgemeiner Müdigkeit. Nachweislich verringert übermäßiger digitaler Stress die berufliche Leistung, um zugleich mit einem starken Work-Life-Konflikt einherzugehen.

Diskrepanz zwischen Kompetenzen und Anforderungen als zentraler Stressfaktor

Interessanterweise ist der Digitalisierungsgrad des Arbeitsplatzes nicht alleine ausschlaggebend für das Ausmaß an digitalem Stress, eine zentrale Rolle spielt vielmehr das Ungleichgewicht zwischen den Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien einerseits und den Anforderungen, die diese an die Arbeitnehmer stellen, andererseits. „Umso überraschender ist unser Ergebnis, dass digitaler Stress bei den 25- bis 34-jährigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausgeprägter ist als bei anderen Altersgruppen“, so Gimpel.

Bemerkenswert ist auch, dass Frauen, die an digitalisierteren Arbeitsplätzen arbeiten, sich als kompetenter fühlen als Männer, zugleich aber mehr unter digitalem Stress leiden als Männer. Geschlechterübergreifend wird die Verunsicherung im Umgang mit digitalen Technologien als der größte Stressor wahrgenommen, aber insbesondere auch die Unzuverlässigkeit der Technologien und die Überflutung mit digitalen Technologien in allen Bereichen des Lebens spielen neben weiteren Faktoren eine signifikante Rolle.

Verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen

Gimpel resümiert: „Die Erkenntnisse, die wir gewinnen konnten, legen Maßnahmen nahe, die in erster Linie darauf abzielen, Fehlbeanspruchungen durch digitalen Stress zu vermeiden. Darunter fallen in erster Linie verhaltenspräventive Maßnahmen wie die Vermittlung bzw. der Erwerb von Kompetenzen sowohl im Umgang mit digitalen Technologien als auch in der Bewältigung von digitalem Stress. Unter verhältnispräventiven Gesichtspunkten geht es aber auch darum, digitale Technologien maßvoll und individuell optimiert einzusetzen, Support bereit- und sicherzustellen und beim Design der eingesetzten digitalen Technologien höchsten Wert auf deren Verlässlichkeit zu legen.“

Originalpublikation:

Henner Gimpel, Julia Lanzl, Tobias Manner-Romberg und Niclas Nüske: Digitaler Stress in Deutschland. Eine Befragung von Erwerbstätigen zu Belastung und Beanspruchung durch Arbeit mit digitalen Technologien (= Forschungsförderung Working Paper, Nr. 101), Düsseldorf 2018, 57 Seiten, ISSN: 2509-2359

Zum Download frei verfügbar auf:
http://www.fim-rc.de/kompetenzen/digitalisierung/
http://www.boeckler.de/64509.htm?produkt=HBS-007024&chunk=1&jahr=

Quelle: Pressemitteilung Uni Augsburg idw-online.de

Zum 5. und nunmehr letzten Fokusgruppentreffens wurden wir vom Projekt „Integrierte Technik- und Arbeitsprozessentwicklung für Gesundheit in der ambulanten Pflege“ (ITAGAP) nach Oldenburg ins Pflegeinnovationszentrum (PIZ) eingeladen.

Bevor uns ITAGAP vorgestellt wurde, veranschaulichte uns der Gastgeber Prof. Dr. Andreas Hein durch seinen Einstiegsvortrag die aktuelle Forschung zur Technikentwicklung des PIZ‘s, welche aus Bedarfsanalysen aus der Praxis  und aus Evaluationsergebnissen resultieren. Das PIZ vereint neue Technologien sowie die Qualifikationsentwicklung und die Reflektion von Ethik und Verantwortung. Die Fokusgruppe konnte im Rahmen der Besichtigung VR- (Virtual Reality) Brillen testen und in eine Wohnung „eintauchen“, welche für ältere Menschen vorgesehen war und mit zahlreichen innovativen Techniken, wie automatischer Medikamentengabe, automatischer Herdausschaltung etc., ausgestattet war.

Im Anschluss wurde uns die Arbeit von ITAGAP präsentiert, welche im Rahmen des Projekts integrierte, technikgestützte und umsetzungsorientierte Konzepte zur gesundheitsförderlichen Arbeitsprozessgestaltung in der Pflege entwickeln. Durch den Einsatz von Technik in der Pflege (z. B. durch computergestützte Pflegeplanung und -dokumentation und durch Assistive Systeme) wird angestrebt, berufliche Belastungen zu reduzieren, um damit mehr Effizienz sowie mehr Qualität in den Pflegealltag zu bringen und die verstärkte Nachfrage nach Pflegedienstleistungen unter Einhaltung der betriebswirtschaftlichen und gesetzlichen Vorgaben zu meistern. Im Anschluss daran präsentierten die weiteren Partner im Verbund ihren jetzigen Stand. Auch Stress-Rekord stellte seine bisherigen Ergebnisse und Erfolge im Plenum  vor.

Des Weiteren wurde in der Veranstaltung das innerhalb der Fokusgruppe entstandene Memorandum zum Thema „Arbeit und Technik 4.0 in der professionellen Pflege“ vorgestellt. In dem Memorandum positionieren sich die Unterzeichnenden zur nachhaltigen und zukunftsfähigen Gestaltung und Implementierung von technischen Innovationen im Arbeitsbereich von Pflegekräften. Außerdem plädiert man in dem Schreiben dafür, dass Pflegekräfte stärker als bisher von Technik profitieren sollten. Schlussfolgernd sollen Pflegekräfte in den Entwicklungsprozess innovativer Techniken verstärkt eingebunden werden, die sie und ihre konkrete praktische Arbeit betrifft.

 

Unser Beitrag über das Projekt "Stress-Rekord" als ein Anwendungsbeispiel für Serious Games for Health ist in der aktuellen Druck- sowie elektronischen Ausgabe des Schwerpunktheftes "Spielerische Ansätze als innovative Kommunikationsstrategie der Gesundheitsförderung und Prävention" im Journal "Prävention und Gesundheitsförderung" (Springer) erschienen.

Der Artikel steht elektronisch unter folgender DOI zur Verfügung.

Viel Spaß beim Lesen!

Mit der Reihe "BGW forum" bietet die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege eine Plattform zum Gesundheitsschutz im Betrieb - mit vielen Möglichkeiten zum Austausch von Meinungen und Informationen, zum Lernen mit- und voneinander. Im Vordergrund stehen Lösungsansätze und Methoden, die sich direkt in die Praxis umsetzen lassen. Das Ziel ist es, den Berufsalltag ein Stück gesünder, sicherer und effizienter zu gestalten.

Die dritte Veranstaltung der Kongressreihe „BGW forum“ 2018 widmet sich der Branche Altenpflege und fand am 2./3. November in Dresden statt. Hierbei tauschten sich die Teilnehmenden zum Thema Gesundheitsschutz plus Handlungshilfen und Praxisbeispiele aus.

Wir hatten die Chance „Stress-Rekord“ im Rahmen des Workshops „Spielerisch die Gesundheit von Pflegekräften fördern“ vorzustellen, wobei die Teilnehmenden das Lernspiel selbst erproben durften.

 

Anschließend erarbeiteten die Teilnehmenden in Diskussionsrunden die Potenziale, sowie Hemmnisse und Barrieren des Lernspiels, als auch Hinweise und Möglichkeiten der  Implementierung und Motivationshinweise für die anzusprechende Zielgruppe. Die Ergebnisse werden von uns zur Weiter-entwicklung des Lernspieles für die Praxis genutzt.