Die Belastungen, denen Pflegekräfte im Arbeitsalltag ausgesetzt sind, sind ebenso komplex wie vielfältig: Sie reichen von Zeit- und Leistungsdruck über fehlende Pausen bis hin zum Umgang mit Sterben und Tod.

Das Lernspiel „Stress-Rekord“ hat das Ziel, Führungskräfte für diese und weitere Belastungen zu sensibilisieren und Maßnahmen aufzuzeigen, um arbeitsbedingte Belastungen der Pflegekräfte und damit Stress zu reduzieren.

Um den Prozess der Aneignung von Wissen und das Verständnis für die Belastungen, denen Pflegekräfte im Arbeitsalltag ausgesetzt sind, zu unterstützen, wird das Lernspiel eine Bibliothek beinhalten, in welcher detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen Belastungen übersichtlich dargestellt sind.

Hierfür werden aus aktuellen Studien zentrale Befunde sowie Zahlen und Fakten aufgearbeitet und durch Diagramme und Grafiken für den Spieler visuell aufbereitet. Darüber hinaus werden die Beanspruchungsfolgen einer Belastung auf die psychische und physische Gesundheit einer Pflegekraft erläutert. Die Bibliothek ist jederzeit aufrufbar, sodass es dem Spieler stets möglich ist, sich über die auftretenden Belastungen der Charaktere im Spiel genauer zu informieren.

Ein wichtiger Bestandteil der Realisierung des Serious Games stellt die Erstellung der Lerninhalte, des sog. Contents dar. Mit diesem Arbeitsschritt befasst sich das Projektteam bereits seit einiger Zeit. Aktuell liegt der Fokus der Arbeit auf der Entwicklung der Charaktere, welche in der Anwendung die virtuellen Angestellten des Spielers oder der Spielerin repräsentieren. Um diese so realitätsnah wie möglich zu konzipieren, entstanden sie auf Basis einer Befragung von Pflegekräften mittels Fragebogen. Ausgehend davon wurden im nächsten Schritt persönliche Profile der virtuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erstellt, welche neben dem Namen, dem Geburtsjahr, der Dauer der Betriebszugehörigkeit, Qualifikationen und bisherigen Tätigkeiten auch die individuellen Belastungen beinhalten, denen dieser Charakter im Spiel ausgesetzt ist. Diese Belastungen (z.B. Umgang mit Kollegen, Emotionsarbeit usw.) müssen in den jeweiligen Handlungsszenarien vom Spieler erkannt und durch die Auswahl einer passenden Maßnahme reduziert werden.

Neben dieser Form der Wissensaneignung wird darüber hinaus eine Bibliothek erstellt, die Studienbefunde, Zahlen und Fakten zu einer Reihe von berufsbedingten Belastungen und deren Folgen enthält. Die Bibliothek ermöglicht dem Spieler oder der Spielerin, sich theoretisch mit arbeitsbedingten Belastungen auseinander zu setzen bzw. Informationen nachzulesen. Dies verspricht einen erfolgreichen Lerntransfer und damit einhergehend eine Sensibilisierung für gesundheitliche Herausforderungen im Arbeitsalltag der Pflegekräfte.

Seit gut einem halben Jahr arbeiten das Medienzentrum der Technischen Universität Dresden, die Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e. V., die Bildungsvereinigung ARBEIT UND LEBEN Nds. Süd gGmbH und das Trägerwerk Soziale Dienste wohnen plus... gGmbH gemeinsam an der Realisierung des Verbundprojekts "Serious Games-basierte Informations- und Lernumgebung zum Abbau von physischen und psychischen Belastungen bei Pflegekräften" (Kurz: Stress-Rekord). Als eine Kombination aus unterhaltsamen Spielerleben mit Wissensvermittlung bietet die geplante Personal- und Kompetenzentwicklungsmaßnahme für Führungskräfte im Pflegebereich vielfältige Vorteile. Neben der spielerischen Darstellung komplexer Zusammenhänge von Arbeit und Gesundheit ermöglicht die Lernumgebung eine arbeitsprozessorientierte Weiterbildung. Durch das aktive Handeln im Spiel erlangt die Pflegedienstleitung zudem konkrete Handlungsfähigkeit für die praktische Arbeit.

Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, ehe die Pflegebranche von der Bereitstellung der Serious Game-basierten Lernumgebung profitieren kann, wurden in den vergangenen Monaten bereits einige Arbeitsziele erreicht. Neben der Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstandes zu Fehlbelastungen im Pflegebereich wurde die Entwicklung und Umsetzung der projektbegleitenden Materialien (Flyer, Logo, Webseite) abgeschlossen. Darüber hinaus gewann das Projektteam erste interessierte Führungskräfte für die Erprobung der Lernumgebung. Diese werden uns zukünftig bei der Entwicklung der Anwendung durch ihr Feedback unterstützen. Eine Vorbefragung der Führungskräfte bildet die Grundlage sowohl für das technische als auch das didaktische Konzept der Lernumgebung.

Aktuell liegt ein Hauptaugenmerk der Arbeit auf der Zielgruppenansprache und Bekanntmachung des Verbundprojekts. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Kontakte, vorrangig Berufs- und Wohlfahrtsverbände im Bereich der Pflege, angesprochen. In einem halbjährlichen Projekt-Newsletter wollen wir weiterhin über die Ziele sowie den aktuellen Arbeitsstand des Projekts informieren.

Wenn Sie Interesse, Fragen oder Anregungen zum Projekt oder einzelnen Ergebnissen haben, freuen wir uns über Ihre Nachricht.